Infrastruktur am Prüfstand

FBA Infrastrukturreport zeigt Wachstumschancen durch Infrastruktur auf

Der FBA Infrastrukturreport 2012 unterstreicht Österreichs standortpolitischen Handlungsbedarf. „Der Standortfaktor Infrastruktur entscheidet zunehmend über den wirtschaftlichen Erfolg – sowohl für in Österreich ansässige Unternehmen und die Exportwirtschaft, als auch im Hinblick auf die Standortattraktivität für Betriebsansiedelungen“, bilanzierte Infrastrukturreport-Herausgeber David Ungar-Klein.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Österreich ist zuletzt im Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums von Platz 18 auf 19 – und damit binnen drei Jahren von Rang 14 auf 19 – zurückgefallen. Das Schweizer Institut IMD hat Österreich im „World Competitiveness Scoreboard 2011“ von Rang 14 auf Rang 18 zurückgestuft. Im Jahr 2007 war Österreich hingegen noch auf Rang 11 gelegen.

Produktivitätsverlust im Wert von 28,4 Milliarden Euro

Die Wachstumspotenziale durch eine gut ausgebaute Infrastruktur sind für Österreich gerade heute wichtiger denn je. Aufgrund unzureichend ausgebauter Infrastruktur liegt in Österreich ein Produktivitätspotenzial in Höhe von 28,4 Milliarden Euro brach. Kumuliert beträgt der Wert seit 2005 damit enorme 154 Milliarden Euro“, so Ungar-Klein. Der FBA Infrastrukturreport 2012 zeigt: Hätte Österreich in den vergangenen Jahren die Produktivitätsvorteile einer optimierten Infrastruktur nützen können, wäre einerseits der Druck auf den öffentlichen Haushalt und dessen Konsolidierungsnotwendigkeit deutlich geringer, während auf der anderen Seite erheblich mehr Mittel für Zukunftsinvestitionen, etwa in Forschung & Entwicklung, bereitstünden.

Grafik: Potenzial der Produktivitätssteigerung bei optimal ausgebauter Infrastruktur
(Mittelwerte, Angabe bei Befragung in Prozent)

IHS-Direktor Bernhard Felderer betont deshalb die volkswirtschaftliche Bedeutung von Infrastruktur: „Der Wettbewerb der Standorte wird nicht nur auf dem Feld der Besteuerung gewonnen oder verloren. Überall in Europa spielt Infrastruktur im Standortwettbewerb mittlerweile eine zentrale Rolle.“

Angst vor Infrastrukturbremse durch Schulden

Österreichs Entscheidungsträger in der Wirtschaft befürchten allerdings eine schuldeninduzierte „Infrastrukturbremse“: „80 Prozent der für den FBA Infrastrukturreport 2012 befragten Manager fürchten, dass unter der steigenden Staatsverschuldung Investitionen in die Infrastruktur „leiden“ werden“, bilanziert Meinungsforscher Peter Hajek.

„Die aktuellen Rankings zeigen allerdings ein differenziertes Bild: In manchen Bereichen verlieren wir an Boden, in anderen hingegen konnten wir uns im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Eines wird aber auch sehr deutlich: Vor allem die Mitbewerber in Mittel- und Osteuropa holen kontinuierlich auf. Es fehlen in Österreich noch immer langfristige und strategisch orientierte Masterpläne für den Infrastrukturausbau“, konstatiert Roland Falb, Managing Partner von Roland Berger Strategy Consultants.

Hohe Nachfrage nach österreichischer Infrastrukturstrategie

Notwendig für die Lukrierung der Wachstumspotenziale von Infrastruktur ist nach den FBA-Befunden eine nationale Infrastrukturstrategie, wie sie in der Schweiz unter Federführung des Bundesrates Moritz Leuenberger entwickelt wurde. Die Nachfrage von Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft nach einer solchen Strategie für Österreich ist groß, zeigt der Future Business Austria Infrastrukturreport: Zwei Drittel der Befragten können keine Infrastruktur-Gesamtstrategie erkennen, 80 Prozent bezeichnen die Infrastrukturpolitik als Stückwerk. Mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich eine Infrastruktur-Gesamtstrategie mit einem Zeithorizont bis 2020, für 31 Prozent sollte sie sich bis 2030 erstrecken.

Grafik: Bewertung der Infrastrukturpolitik
(in Prozent, Rest auf 100 Prozent: Anderes, weiß nicht/keine Angabe)

FBA als Impulsgeber für Infrastrukturentwicklung

Vor diesem Hintergrund hat die unabhängige österreichische Infrastrukturinitiative Future Business Austria in einem Stakeholder-Prozess strategische Leitlinien entwickelt und einem empirischen Evaluierungsprozess unterzogen. Ziel ist die Erarbeitung einer Infrastruktur-Gesamtstrategie, die das Herzstück der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs bilden wird.

Bundesländervergleich: Wien Spitze, Burgenland Schlusslicht

Erstmals vergleicht der FBA Infrastrukturreport auch die Bewertung des Infrastrukturausbaus in den Bundesländern durch Österreichs Manager. Dabei zeigt sich: Infrastruktur-Spitzenreiter ist erwartungsgemäß Wien (77 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (72 Prozent), Salzburg (71 Prozent) und Niederösterreich (65 Prozent). Im Mittelfeld liegen Tirol (52 Prozent), Vorarlberg (48 Prozent) und die Steiermark (46 Prozent). Vorletzter ist Kärnten (37 Prozent), das Schlusslicht markiert das Burgenland (26 Prozent).

Grafik: Ausbau der Infrastruktur in den Bundesländern
(in Prozent, Saldo aus „sehr/eher gut“ vs. „weniger/nicht gut“, Länder rotierend vorgelesen)